Die ehemalige römisch-katholische Wehrkirche liegt beinahe versteckt zwischen den barocken Gebäuden der historischen Ruster Altstadt, und dient heute fast ausschließlich musealen und kulturellen Zwecken. Es befindet sich auf einer leichten Anhöhe im südwestlich Teil der Altstadt. Das Bauwerk ist von einem Kirchenhof, der früher ein Friedhof war, und einer Wehrmauer umgeben.
Im 12. Jahrhundert wurde auf den Bauresten eines römischen Wachtturmes eine romanische Kirche mit den Ausmaßen sechs zu elf Metern in West-Ost-Erstreckung errichtet worden. Diese ehemalige Pfarrkirche des hl. Pankratius und des hl. Ägidius, genannt die Fischerkirche, liegt in der Südwestecke der Stadt auf einer Anhöhe, umgeben von einem aufgelassenen Friedhof und einer Wehrmauer. Die einstige Wehrkirche beeindruckt durch ihre mittelalterlichen Gemäuer mit Elementen beinahe aller Baustile, den Fresken aus dem 12. Jahrhundert und der einfachen, aber höchst wirksamen „Akustikanlage“: eingemauerte Tontöpfe in den Wölbungen der Strebepfeiler sorgen für ein einmaliges Klangerlebnis.
In der zweiten Hälfte des 13. Jh.s wurde eine Kapelle (Marienkapelle) als selbständiger Bau südlich der romanischen Apsis errichtet. Die Legende berichtet, dass Königin Maria von Ungarn, die Tochter Ludwigs des Großen, bei einer Bootsfahrt auf dem Neusiedler See in äußerste Lebensgefahr gekommen sei. Zum Dank für die Errettung aus Seenot durch Fischer von Rust stiftete sie die Kapelle mit Altar und Benefizium des hl. Nikolaus.In den folgenden Jahrhunderten kam es immer wieder zu beeindruckenden Umbauten des gesamten Komplexes. Der gotische Turm der Kirche wurde 1529 zerstört, dann 1575 erneuert und 1719 mit Stützpfeilern und dem barocken Zwiebelturm versehen. Jedoch stürzte dieser bereits 1879 wieder ein und wurde danach bis auf den heute noch bestehenden einfachen Torbau abgetragen.
Die aquarellierte Bleistiftzeichnung des Freiherrn von Wetzelsberg zeigt den Turm der Fischerkirche als niedriges, stabiles Bauwerk, das den First des angeschlossenen Kirchendaches nur mit dem barocken Helm überragte. Der unerwartete Einsturz des Turmes im Jahre 1879 lässt eine brüchige Nahtstelle am Zusammenbau des Turmes oder einen bautechnischen Mangel am festgefügten Mauerwerk vermuten.
Im vergangenen Jahrhundert wurden im Pankratiuschor Spuren von Fresken entdeckt und 1949 freigelegt.
Die einzigen gotischen Glasmalereien befinden sich in den Zwickeln des Pankratiuschorfensters. In diesen Resten von gotischen Scheiben sind erkennbar: Blumen, ein Männerkopf und Kronen. Im Südostfenster der Marienkapelle ist der Rest einer Scheibe mit einem Engelkopf vorhanden.
Weitere Informationen:
https://www.martinus.at/pfarre/1034/pfarre/fischerkirche